Der  W 114 / 115

 

Gleichzeitig mit den Typen 280 S, 280 SE und 280 SL wurde im Januar 1968 auch in der Mittelklasse eine "Neue Generation” präsentiert. Die ursprüngliche Modellpalette der intern W114/115 genannten Baureihe umfasste sechs Typen, vom 200 D mit 55 P5-4 Zyl.-Dieselmotor bis zum 250 mit 130 PS-6 Zyl.-Vergasermotor. Das Spitzenmodell, der Typ 250, ließ sich schon äußerlich von seinen profaneren Brüdern unterscheiden, verfügte er doch als einziger über eine Doppelstoßstange vorn. 

Die Vierzylindertypen 200 D bis 220 waren in der Baureihe W 115 zusammengefasst, während den beiden Sechszylindermodellen 230 und 250 die Baureihenbezeichnung W 114 zugeordnet wurde. Im Volksmund werden die Modelle der “Neuen Generation” nach ihrem Erscheinungsjahr 1968 auch heute noch als “Strich-Acht-Typen” bezeichnet. 

Das hervorstechendste konstruktive Detail der neuen Modelle war die so genannte “Diagonal-Pendelachse”. Erstmals verfügte ein Mercedes-Benz Serien-Pkw nun über eine Schräglenker­Hinterachse. Sorgfältige Entwicklungsarbeit erbrachte ein gegenüber den VorgängermodeIIen deutlich verbessertes Fahrverhalten, ohne Einbußen in punkto Fahrkomfort. 

Im November 1968 wurde das Typenprogramm der “Neuen Generation” durch die Coupé-Modelle 250 C und 250 CE nach oben abgerundet.  

Die Präsentation der beiden Typen bedeutetet zugleich eine Premiere: Zum ersten Mal war nun auch in der Mittelklasse­Baureihe eine Coupé-Version als exklusive Variante verfügbar. 

Noch exklusiveren Charakter, zumindest hinsichtlich Verkaufspreis und produzierter Stückzahl, hatte eine weitere Karosserievariante, die im Dezember 1968 vorgestellt wurde: Die Achtsitzer-Limousine mit um 650 mm verlängertem Radstand und drei Sitzreihen, erhältlich als Typ 220 D und 230, ab Herbst 1973 als 240 D und 230.6. Eingesetzt wurde diese Ausführung, von der insgesamt fast 10 000 Stuck produziert wurden, hauptsächlich von Taxi- und Reiseunternehmen, Fluggesellschaften, Konsulaten und Behörden. Entsprechend hoch war der Diesel-Anteil bei den Achtsitzern, der mit knapp 78 % deutlich höher lag als bei den normalen Limousinen. 

Im April 1 972 ergänzten die Typen 280 und 280 E die Modellpalette. Beide waren mit einem neu konstruierten 2,8 ltr.­dohc-6 Zyl.-Motor ausgerüstet, der in der Vergaserversion 160 PS und als Einspritzer 185 PS leistete. Von den weniger leistungsstarken Varianten waren die neuen Spitzenmodelle der Baureihe auch ohne Typenschild zu unterscheiden; neben der beim Typ 250 verwendeten Doppelstoßstange vorn hatten sie als einzige Limousinen der Baureihe eine bis zu den Radausschnitten reichende hintere Stoßstange sowie zwei Ausputf-Endrohre.

 Seit dem Erscheinen des 280 und 280 E wurde der Typ 250 nicht mehr mit dem seitherigen 2,5 Itr.-Motor, sondern mit einem 2,8 Itr.-Aggregat ausgeliefert, das vom Typ 280 S bekannt war, nun aber in leicht gedrosselter Ausführung mit 130 PS zum Einsatz kam. Die Exportausführung des Typ 250 für USA und Kanada war bereits seit Juli 1970 mit diesem Motor ausgerüstet. 

Im September 1973 wurde die gesamte Baureihe umfangreichen Modellpflegemaßnahmen unterzogen; zahireiche Details, die bei den SL- bzw. SLC-Typen und der S-Klasse bereits eingeführt waren, kamen nun auch der kleinen Baureihe zugute und dienten insgesamt einer weiteren Verbesserung der Sicherheft. Zu nennen sind hier vor allem: beweglich gelagerte, von innen versteilbare Außenspiegel, schmutzabweisende Zierblenden an den A-Säulen, die die Seitenscheiben auch bei widrigen Witterungsverhältnissen sauber halten, profilierte, verschmutzungsarme Rückleuchten sowie eine Regenrinne an der Heckscheibe, Das ebenfalls von den Baureihen 107 und 116 bekannte Vierspeichen-Sicherheitslenkrad war bereits ein halbes Jahr vor dieser Modellpflege in die Serienproduktion der “Strich-Acht”-Typen eingeflossen. Ab März 1973 gehörten dann auch Kopfstutzen und Automatik-Sicherheitsgurte vorn zur Serienausstattung der Baureihe 114/115. 

Die verbesserten Modelle wurden aber auch optisch aktualisiert und dem Erscheinungsbild der S-Klasse angepasst: der Kühlergrill war niedriger und breiter geworden, das Ausstellfenster an den Seitenscheiben weggefallen, die Kennzeichenblende nun auf statt unterhalb der vorderen Stoßstange befestigt und der Grill des Kofferraumdeckels geändert. Auch die Bugschürze wurde dem Outfit des großen Bruders angeglichen. Die Typen 250 bis 280 E hatten nun, wie auch die Coupé-Modelle, ihre Doppelstoßstangen vorn eingebüßt - optisch aufgewertet präsentierten sich als einzige Limousinen der Baureihe nunmehr die Typen 280 und 280 E, denen man die lange hintere Stoßstange belassen hatte. 

Im Rahmen der Modellpflege im Herbst 1973 kamen zwei neue 4 Zyl-Motoren zum Einsatz; der Typ 240 D rundete die Diesel­Modellpalette nach oben ab, während der Typ 230.4 den 220 ersetzte. Der Zusatz “4” in der Typenbezeichnung des neuen 230ers war notwendig geworden, um Verwechslungen mit dem ursprünglichen 230er zu vermeiden, der über einen 6 Zyl.-Motor verfügte und als Typ 230.6 weiterhin angeboten wurde. 

Im Juli 1974 schließlich kam es nochmals zu einer Erweiterung der Modellpalette: mit dem Typ 240 D 3.0 wurde der erste Fünfzylinder-Diesel-Pkw der Welt vor gesteift, dessen 3 Itr.-Motor immerhin 80 PS mobilisierte - seinerzeit für einen Diesel­Personenwagen eine beachtliche Leistung. 

Im Januar 1976 wurden mit den Typen der Baureihe 123 die Nachfolgemodelle der Baureihe W114/115 präsentiert; die Serienfertigung war bereits angelaufen. Die Produktion der “Strich-Acht”-Typen wurde nicht gleich eingestellt, sondern lief noch bis Dezember 1976, so dass beide Baureihen etwa ein Jahr parallel gefertigt wurden. Eine Ausnahme bildeten die Typen 250 bis 280 E und die Coupés, deren Produktion bereits einige Monate früher - je nach Modell zwischen Juni und September 1976 - beendet wurde. Insgesamt waren von allen Aufbauvarianten der Baureihe W114/115 in neun Jahren mehr als 1,9 Millionen Fahrzeuge entstanden.

 

Die Veränderungen während der Bauzeit kann man hier nachlesen:

Serienunterschiede vom /8 - Club Deutschland erstellt